Pressefächer Hagemeister

Neues Wohnen statt alter Güterbahnhof
Hamburger Stadtparkquartier setzt Tradition der Klinkerarchitektur fort

Nottuln, 11. Februar 2019. In unmittelbarer Nähe zum Hamburger Stadtpark Winterhude ist auf der Brachfläche des ehemaligen Güterbahnhofs Barmbek mit dem Neubau eines Wohnquartiers wieder Leben eingekehrt. Die verschiedenen Gebäude werden von einer gemeinsamen Gestaltung der Straßenfronten mit Klinker, die an die Backsteinarchitektur der alten Industriebauten erinnert, geeint. Ein markanter Komplex nach einem Entwurf von Frank Pawlik Architekten ragt am südlichen Quartierseingang mit einem Wohnhochaus als Landmarke in die Höhe. Um baulich eine hohe Qualität umzusetzen und gleichzeitig die Kostenplanung einzuhalten, fiel die Wahl des Fassadenmaterials auf Klinkerriemchen der Sortierung „Holsten GT+FU“ aus dem Nottulner Traditionswerk Hagemeister. Mit ihren dunkelrot-braunen Nuancierungen und den ausgeprägten Kohlebrandaufschmauchungen verkörpern sie die gleichen haptischen Merkmale wie Vollsteine.

Nach der Stilllegung des Güterbahnhofs Barmbek in Hamburg Ende der 1990er Jahre lag das Areal nahe des Stadtparks Winterhude einige Jahre brach. 2001 schrieben die Deutsche Bahn Immobiliengesellschaft mbH sowie die Freie und Hansestadt Hamburg als Eigentümer einen Realisierungswettbewerb aus mit dem Ziel, die Flächen unter dem Motto „Wohnen und Arbeiten am Stadtpark“ einer neuen Nutzung zuzuführen. Das Planungsteam des Architekten und Stadtplaners Prof. Carsten Lorenzen und des Landschaftsarchitekten Peter Becht aus Kopenhagen konnte sich mit seinem Entwurf durchsetzen. Dieser wurde anschließend in zwei Bebauungspläne überführt, die Neubauten mit insgesamt 1.200 Wohnungen in Anordnung einer Blockstruktur vorsahen. Als prägnante Landmarke am südlichen Ende des Quartiers begrüßt ein winkelförmiger Komplex mit einem 12-geschossigen Wohnhochhaus, für den das örtliche Büro Frank Pawlik Architekten verantwortlich zeichnet, die Bewohner.

Backsteinkultur wahren

Klinker dominieren die Fassaden der benachbarten historischen Eisenbahn-Gebäude ebenso wie die Bebauung des angrenzenden Stadtteils Barmbek. Um diese Tradition fortzusetzen, legte die Planung für die Gebäudefronten an der Straßenseite rot bis rot-bunten Backstein als Material fest. Die Architekten des Eingangsgebäudes interpretierten diesen zeitgemäß: „Wir haben die Gebäudehülle des in die Höhe gestaffelten Hochhauses als Stein-Netz konzipiert, das sich gleichermaßen über die Innenräume und die davor gelagerten Freisitze spannt“, erklärt Mirco Quandt. „Durch die Ausbildung von Loggien innerhalb dieser Membran anstelle von vorgelagerten Balkonen und durch die Zusammenfassung der unterschiedlichen Fassadenbestandteile zu gerahmten Elementen haben wir eine aufgeräumte Kubatur mit einem betont unaufgeregten Gesamt-Erscheinungsbild erreicht.“

Leichtigkeit und Struktur

Neben Ansprüchen an die Optik mussten die Architekten den hohen Anforderungen an den Brandschutz gerecht werden. Beispielsweise waren einerseits zur Vermeidung des Brandüberschlages massive Brüstungen vorgesehen, andererseits sollte das Gebäude trotz seines großen Volumens eine gewisses Maß an Leichtigkeit ausstrahlen. „In Kombination von Ziegeln mit den durch Metallrahmen eingefassten Elementen, zum Beispiel die Fenster, konnte dem Haus die Schwere genommen und ihm eine beruhigte horizontale Fassadenordnung gegeben werden“, so der Projektarchitekt. Die strukturierte Flächenwirkung wird durch die Materialwahl verstärkt: Mit ihren dunkelrot-braun-Nuancierungen und dem charakterstarken Kohlebrand nach alter Tradition passen die „Holsten“-Steine von Hagemeister perfekt ins vorgegebene Farbkonzept. Die Klinker wurden in den oberen Stockwerken im Normalformat, in den unteren Etagen im Dünnformat im Wilden Verband angeordnet. Damit entsteht eine zusätzliche Staffelung der Gebäudewirkung. Putz- und Glasfelder sowie die Öffnungen der Loggien strukturieren die Oberfläche.

Keine Kompromisse

Eine weitere Herausforderung war, ohne Abstriche bei der Qualität die angesetzten Baukosten einzuhalten, um die Wohnungen zu einer ortsüblichen Miete am Markt anzubieten. Um die Außenwandstärken und die damit einhergehende Flächeneffizienz zu optimieren, entschieden sich die Architekten für eine Ausführung der Steine als Riemchen. „Da die ,Holsten‘-Klinkerriemchen der Firma Hagemeister aus vollen Steinen geschnitten werden, konnten die Details entsprechend so gewählt werden, dass die äußere Fassadenebene nicht zweidimensional wirkt“, sagt Mirco Quandt und stellt zufrieden fest: „Beim fertigen Gebäude ist kein Unterschied zur Verwendung von Vollsteinen feststellbar.“

Prägnantes Aushängeschild

Mit der Gebäudehülle aus Klinkerriemchen war das Projekt wirtschaftlich ein Erfolg. Doch auch die Vermarktung des Wohnkomplexes, der im März 2016 fertiggestellt wurde, verlief einträglich: Vorab waren bereits alle Wohneinheiten vermietet. Auf dem Areal des ehemaligen Güterbahnhofs ist somit wieder Leben eingekehrt. Der Komplex mit Wohnhochhaus am Eingang fungiert als Aushängeschild der Entwicklung zu einem modernen, grünen Quartier zum Leben und Arbeiten.

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