Mäandernde städtebauliche Figur
Gelbe Klinkerbänder prägen Fassadenansicht
Nottuln, den 06.08.2019. Im Berliner Stadtteil Charlottenburg findet sich am Zusammenfluss von Spree und Landwehrkanal der Wohn- und Geschäftskomplex SPREE ONE. Der Neubau ersetzt ein altes Gebäude aus den 1960er Jahren, welches auf die besondere städtebauliche Situation am Landwehrkanal nicht reagierte. Der neue Komplex SPREE ONE bildet zusammen mit dem östlich gelegenen Allianz-Gebäude aus den 1990er Jahren eine asymmetrische Tor-Situation. Für die Fassade war dem Büro Nöfer Architekten wichtig, dass diese einen dauerhaften Charakter aufweist. Deshalb entschied es sich für das langlebige Material Klinker und verwendete Klinkerriemchen der sandgelben Sortierung Meißen FU von Hagemeister.
Das zehngeschossige Gebäude schließt am Landwehrkanal die Stadtkante zwischen Spreeresidenzen und dem Verwaltungsgebäude auf der Ostseite der Dovestraße. Es ist mittig in die Achse der südlichen, 650 m langen Cauerstraße positioniert und bekommt dadurch eine besondere Präsenz im Stadtraum. „Das Haus ist ein Solitär, der sich kontextuell in die Umgebung einbindet. Er ist städtebaulich, architektonisch und funktional in der Lage, die ehemals disparate Situation vor Ort neu zu ordnen und die Mitte selbstverständlich zu füllen“, sagt Tobias Nöfer vom gleichnamigen Berliner Architekturbüro. Mit 155 Wohnungen, Büros, Läden und einer Kindertagesstätte vereint das Haus unterschiedliche Nutzungen.
Funktional und ästhetisch
Das Haus umfasst vier wesentliche Funktionen, die von außen nicht unmittelbar ablesbar sind: am Kanal ein Bürohaus, zu den Nachbarn ein Wohnhaus, im Erdgeschoss zur Straße zwei Supermärkte und ein Café sowie zum Hof eine Kita und ein Garten. „Das alles so zusammenzubringen, dass es in jeglichen Belangen funktioniert, war sehr aufwendig“, weiß der Projektarchitekt. Der Gebäudekomplex ist für die Umgebung ein wesentlicher Baustein, ohne den das urbane Leben nicht stattfindet. Die Architektur dient diesem öffentlichen Leben und öffnet sich besonders im Erdgeschoss den umgebenden Räumen.
Bau für die Ewigkeit
Die Fassade sollte nicht nur dauerhaft wirken, sondern auch sein. Daher entschieden sich die Architekten für den zeitlosen Baustoff Klinker. „Zwischen den westlichen Nachbargebäuden mit ihrem roten Klinkermauerwerk und östlichen Häusern aus schwarzem Granit wollten wir ein ausdrucksstarkes Material, das dem Projekt in diesem außergewöhnlichen Ensemble eine eigenständige, stabilisierende Rolle ermöglicht“, sagt Tobias Nöfer. Viele Universitätsgebäude in der Nähe wurden zudem mit derselben Farbgebung des traditionellen Greppiner Klinker gestaltet, so fügt sich das Wohn- und Geschäftshaus harmonisch in das Gesamtbild ein.
Bei SPREE ONE wählten die Architekten eine stark nuancierte Sortierung, damit der Klinker auch auf die große Entfernung als solcher in Erscheinung tritt. „Jeder Klinker ist ein haptisch erlebbares Stück Handwerk. In der großen Menge verbinden sich die Einzelstücke zu einem belebten Ganzen“, erläutert der Projektarchitekt. Der sandgelbe Klinker Meißen FU wurde als Riemchen im Kreuzverband verarbeitet. Dazu kamen Vormauer- und Formteilklinker. Trotz dieser unterschiedlich eingesetzten Klinkerformen ist an der Fassade eine einheitliche Oberfläche entstanden, sodass man die verschiedene Materialdicke der Ziegel nicht wahrnimmt.
Ausdrucksstarke Details
Das Haus steht auf einem Natursockel aus Pfraundorfer Dolomit, der farblich sehr gut zum Mauerwerk passt. An den Straßenfassaden ist die Klinkerwand geschossweise mit horizontalen Putzgesimsen gegliedert, die bei den Wohnetagen ganz in Putzoberflächen übergehen. Ein besonderes Highlight findet sich am Eingang des Gebäudes. Hier wurden sechs Säulen mit Formsteinen, sogenannte Radialklinker, verarbeitet, die einen starken Portalcharakter verleihen.
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