Pressefach Triflex
Den Dingen auf den Grund gehen
Funktionsfähige Abdichtungen erfordern eingehende Prüfung und Vorbehandlung des Untergrunds
Gemäß den Richtlinien und Arbeitsblättern A80 und A81 der Arbeitsgemeinschaft Industriebau e.V. (AGI) sowie KH-0 bis KH-6 vom Bundesverband Estrich und Beläge e.V. (BEB) müssen Untergründe vor jeder Oberflächenbehandlung, ob Versiegelung und Beschichtung, eingehend geprüft werden. Nur wenn sie sauber, trocken und frei von Zementschleiern, Staub, Öl sowie Fett und anderen haftungsmindernden Verunreinigungen sind, ist die dauerhafte Haltbarkeit der nachfolgenden Schicht gesichert. Verschiedene Prüfmethoden geben Aufschluss darüber, ob der Untergrund diese Kriterien erfüllt. Anschließend erfolgt die Vorbehandlung unter Berücksichtigung dieser Ergebnisse, des Materials sowie der gewünschten Anwendung. Ob Abdichtung, Beschichtung oder Versiegelung – die Prüfung und Vorbereitung des Untergrundes ist die Basis für einen funktionstüchtigen Systemaufbau.
Laut Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) obliegt dem Auftragnehmer die Pflicht, den Untergrund, unabhängig ob Neubau oder Sanierung, auf Eignung für das Aufbringen des vorgesehenen Belages zu überprüfen. Sollte er Bedenken haben, dass das aufzubringende System nicht auf dem Untergrund haftet oder dass sich bei der späteren Bauausführung Probleme aufgrund einer mangelhaften Untergrundbeschaffenheit ergeben könnten, muss er dies dem Auftraggeber mitteilen.
Abdichtungen und Beschichtungen mit Flüssigkunststoff
Für die Abdichtung und Beschichtung können verschiedene Materialien zum Einsatz kommen, beispielsweise Lösungen aus Flüssigkunststoff auf Basis von Polymethylmethacrylatharz (PMMA), Polyurethanharz (PUR) oder Epoxidharz (EP) – letzteres ist jedoch nicht für Dachabdichtungen zugelassen. Einige Harze sind flexibel einsetzbar, während sich andere wiederum nur für bestimmte Anwendungsgebiete eignen. Weist der Untergrund die geforderten Eigenschaften auf, haften die Spezialharze auf nahezu allen Materialien. Als langlebiger Schutz von Bauwerken hat sich Flüssigkunststoff seit vielen Jahren bewährt. Er wird sowohl zur großflächigen Abdichtung als auch für komplizierte Bauteile und Anschlüsse eingesetzt. Zu den wichtigsten Schritten in der Verarbeitung zählt die Überprüfung und Behandlung des Untergrundes, um eine dauerhaft funktionstüchtige Abdichtung zu erzielen. Dabei ist immer die Empfehlung der jeweiligen Hersteller zu beachten. Je nach Komplexität des Bauvorhabens sollte ein erfahrener Planer hinzugezogen werden. Die fachgerechte Einweisung von Verarbeitern ist ein wichtiger Faktor, der die Dauerhaftigkeit der gewählten Systemlösung beeinflusst. Richtig verarbeitete Flüssigabdichtungen mit entsprechender Untergrundbeurteilung und -vorbehandlung sichern die Leistungsfähigkeit. Außerdem sind kontinuierliche Pflege und Wartungen erforderlich, um die Zuverlässigkeit sowie die Dauerhaftigkeit der Abdichtung zu gewährleisten. Die Voraussetzung eines dauerhaft dichten Daches ist zum Beispiel in der DIN 18531-3 geregelt. Darin heißt es unter anderem: „Die Dichtheit und Dauerhaftigkeit der gesamten abgedichteten Dachfläche ist wesentlich von der zuverlässigen Funktionsfähigkeit der Dachdetails abhängig.“ Gerade bei Details ist das Risiko hoch, dass durch eine Fehlstelle in der Abdichtung Feuchtigkeit eindringt. Deshalb ist eine Lösung erforderlich, die sich an komplizierte Formen anpasst und Bewegungen aus der Konstruktion aufnimmt.
Gründliche Untersuchung bei hoher Beanspruchung
Es gibt viele verschiedene Untergrundarten: Bitumenbahnen auf Flachdächern, Estrich, Holz oder Beton auf Balkonen und Terrassen sowie Asphalt auf Parkdecks und in Parkhäusern. Um die Bausubstanz vor eindringender Feuchtigkeit dauerhaft zu schützen, müssen diese abgedichtet oder beschichtet werden, zum Beispiel mit Systemlösungen aus Flüssigkunststoff. Oft finden Verarbeiter einen Materialmix vor, zum Beispiel eine Kombination von Beton auf dem Boden und Blech an den Wandanschlüssen. In diesem Fall gilt es zu beachten, dass die Wärmeausdehnung bei jedem Material verschieden ist. Bewegungen in der Konstruktion, die sich daraus ergeben, müssen vor der Entscheidung für eine Abdichtungslösung in die Planung mit einbezogen werden. Nur so ist gewährleistet, dass Bauwerksbewegungen langfristig schadlos aufgenommen werden und somit auch der Untergrund dauerhaft vor chemischen und mechanischen Einflüssen sowie Feuchtigkeit geschützt ist. Das wirkt Feuchteschäden und deren Folgewirkung wie Ausblühungen, Schimmel und Rost in der Bewehrung entgegen und sichert den Erhalt der Bausubstanz sowie den Wert der Immobilie für viele Jahre.
Prüfung auf Hohllagen, Feuchtigkeit, Druck- und Haftzugfestigkeit
Um seiner Meldepflicht nachzukommen und festzustellen, welche Eigenschaften der Untergrund aufweist, kann der Verarbeiter abhängig vom Material auf verschiedene Prüfmethoden zurückgreifen. Handelt es sich um Beton, sollte dieser z.B. mit einem Hammer auf Hohllagen untersucht werden. So lässt sich ermitteln, an welchen Stellen der Untergrund fehlerhaft ist und vor der Oberflächenbehandlung ausgebessert werden muss. Bei einem durchfeuchteten Untergrund kann es zur Blasenbildung auf der Oberfläche kommen. Soll der Untergrund beispielsweise mit einer Systemlösung aus Flüssigkunststoff weiterbearbeitet werden, lösen sich die Schichten nach dem Austrocknen einfach wieder von dem zu feuchten Untergrund ab. Der Feuchtigkeitsgehalt des Untergrunds darf sechs Gewichtsprozent nicht überschreiten. Hierbei sind die Herstellerangaben zu beachten. So empfiehlt es beispielsweise der Leitfaden „Für die Planung und Ausführung von Abdichtungen und Dächern, Balkonen und Terrassen mit Flüssigkunststoffen nach ETAG 005“ des Verbands Deutsche Bauchemie e.V. Ein sanftes Messverfahren ist die Überprüfung des Untergrunds mit einem Elektronik-Feuchtemesser, das auf Basis einer Widerstandmessung mit Elektroden funktioniert. Bei der chemischen Überprüfung mittels CM-Methode wird eine Untergrundprobe entnommen und auf ihren Feuchtegehalt getestet. Hierbei handelt es sich um ein präzises Messverfahren. Neben einer sehr geringen Restfeuchte muss der Boden eine ausreichende Festigkeit aufweisen, da die nachfolgenden Schichten aufgrund ihrer geringen Schichtdicke keine lastverteilende Funktion erfüllen. Für Industrieböden beispielsweise soll die Druckfestigkeit mindestens 25N/mm2 betragen. Ob dies gegeben ist, kann der Verarbeiter mittels Schmidt-Hammer erkennen und protokollieren. Je höher die Druckfestigkeit des vorhandenen Fundaments ist, desto besser haftet die Abdichtung bzw. Beschichtung. Ein weiteres Kriterium für die Beurteilung der Beschichtungstauglichkeit ist die Überprüfung des Untergrundes auf seine Haftzugfestigkeit. Damit eine optimale Haftung der nachfolgenden Schichten erreicht wird, soll diese bei Betonuntergründen mindestens 1,5N/mm2 betragen. Darüber hinaus sind die Ebenheit der Fläche sowie ein korrektes Gefälle weitere wichtige Kriterien der Untergrundprüfung.
Vorbehandlung und Grundierung
Für die Vorbehandlung der mineralischen Untergründe eignen sich je nach Material unterschiedliche mechanische Verfahren, wie z.B. Schleifen, Fräsen oder Kugelstrahlen. Sollen Kunststoffe auf die Oberfläche aufgebracht werden, muss der Untergrund bis zur vollständigen Offenporigkeit gereinigt werden. Zur Beseitigung geringer Oberflächenverschmutzungen reicht das Anschleifen mit einem Diamant-Schleiftopf aus, um einen haft- und tragfähigen Untergrund zu erhalten. Werden bei mineralischen Flächen oder Asphalt hohe Belastungen erwartet, sollten diese mit Fräsen oder Kugelstrahlen vorbehandelt werden. Nicht saugende Untergründe wie Metalle oder PVC-Formteile lassen sich mit speziellen Reinigern entfetten, sollten aber zusätzlich angeraut werden. Manche Hersteller bieten z.B. für Metalle spezielle Grundierungen an, so dass die Oberfläche nicht mehr angeschliffen werden muss. Nach der Vorbehandlung des Untergrundes für die nachfolgenden Schichten bietet sich bei einigen Materialien eine Grundierung an, z.B. bei saugenden Untergründen wie Asphalt, Estrich, Holz oder Fliesen.
Maßgeschneiderte Lösungen für Balkone, Terrassen und Laubengänge
Aufgrund ihrer exponierten Lage und der starken Frequentierung durch Publikumsverkehr müssen besonders die Oberflächen von Balkonen, Terrassen und Laubengängen verschleißfest und widerstandsfähig gegen mechanische Belastungen sein. Sie benötigen zum einen einen stabilen, trockenen Untergrund und zum anderen eine Abdichtung oder Beschichtung, die die Bausubstanz langfristig vor eindringender Feuchtigkeit schützt. Wenn Untergründe von Außenräumen stark durchfeuchtet sind, gestaltet sich eine Abdichtung oft schwierig, da die vorhandene Feuchtigkeit abgeleitet werden muss, ohne dass sie weitere Schäden verursachen kann. Für durchfeuchtete Untergründe bieten einige Hersteller Sonderlösungen an, bei denen ein Abriss des alten Belags nicht notwendig ist und somit Bauschutt, Lärm und hohe Kosten vermieden werden. Über eine Entkopplungsbahn wird aus dem Untergrund aufsteigende Feuchtigkeit in Form von Wasserdampf abgeleitet. Auf der Unterseite der Bahn befinden sich Be- und Entlüftungskanäle, über die Wasser in Form von Wasserdampf abgeleitet wird. So ist ein Abriss des Altbelags selbst dann nicht notwendig, wenn der Feuchtegehalt des Untergrundes über sechs Gewichtsprozent liegt.
Autor: Jan Wittemöller, Technischer Berater Triflex GmbH & Co. KG, Minden
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