„Meilenstein auf dem Weg zur Dekarbonisierung der Netze“
Interview zur neuen SF6-freien Technologie mit Ormazabal GmbH Geschäftsleiter Markus Kiefer

Krefeld, 05. Dezember 2023. Ormazabal hat seine SF6-freie Technologie auf den Markt gebracht. Die Lösungen für öffentliche Verteilnetze bis 24 kV, sbp.zero24 und cgm.zero24, sind vollständig gasisoliert und kommen ohne SF6-Gas aus. Damit steht die Markteinführung im Einklang mit dem Engagement des Unternehmens für die europäischen Ziele der Klimaneutralität. Im Interview spricht Markus Kiefer, Geschäftsleiter Ormazabal GmbH, unter anderem über die Besonderheiten der neuen Technologie sowie den Einbezug der Kundenanforderungen bei der Produktentwicklung.

1) Was ist das Besondere an der SF6-freien Technologie von Ormazabal?
Unsere SF6-freien Lösungen für die 24kV-Verteilebene sind vollständig gasisoliert und verwenden „industrial natural air“. Diese besteht aus Gasen natürlichen Ursprungs und verzichtet komplett auf F-Gase. Damit sind unsere Kundinnen und Kunden auch in Zukunft bei eventuellen weiteren Einschränkungen oder Verordnungen in Bezug auf fluorierte Gase auf der sicheren Seite. Wir behalten die Betriebs- und Konstruktionsparameter unserer bewährten Schaltanlagen weitgehend bei. Diese sind bereits seit Jahren im Markt erprobt. Unsere SF6-isolierten Produkte für die 24 kV-Sekundärverteilung arbeiten zum Beispiel mit dem gleichen Überdruck wie die neue Lösung, nämlich einem Fülldruck von unter 1,5 bar absolut. So können die bestehenden Routineprüfungen nach IEC 62271-200 beibehalten werden – ohne zusätzliche Prüfungen oder neue lokale Vorschriften. Auch das Verhalten in Bezug auf Leckagen oder Störlichtbogen sind durch die unveränderten Parameter bereits bekannt. Die Schalttechnik der cgm.zero24 basiert auf unserem zuverlässigen Dreistellungsschalter und der bekannten Blas-Technologie und wurde für die Anwendung mit „industrial natural air“ erweitert. Im Bereich der Primärverteilung bauen wir weiterhin auf unsere bekannte Vakuumleistungsschaltertechnik und können mit besonders kompakten Abmaßen punkten. In Bezug auf die Digitalisierung sind sowohl die cgm.zero24 als auch die sbp.zero24 bestens gerüstet für den Einsatz mit Sensoren, Steuerung und Automatisierung.
Wir sind auf unsere technische Lösung wirklich stolz. Das Ergebnis haben wir jedoch nicht nur unserer langjährigen Entwicklungsarbeit zu verdanken, sondern auch der Kooperation unserer Schlüsselkunden, die uns ihre Anforderungen genau erklärt und gemeinsam mit uns Konzepte entwickelt haben.

2) Was bedeutet die Einführung der SF6-freien Lösung für Ormazabal als Unternehmen?
Die Markteinführung ist ein weiterer Meilenstein auf unserem Weg zur Dekarbonisierung der Netze – damit stellen wir uns als Unternehmen zukunftsfähig auf. Ormazabal arbeitet daran mit, das Stromnetz in eine Infrastruktur für die Zukunft zu verwandeln: zuverlässiger, stabiler und nachhaltiger. Wir verstehen uns als Treiber innovativer Lösungen. Mit der neuen Technologie, die wir bereits seit über 10 Jahren erforschen, stellen wir das unter Beweis.

3) Wie unterstützen Sie Ihre Kunden bei der Einführung der neuen Technologie?
Wir sind schon lange vor den Produktvorstellungen in Gespräche mit unseren Kunden eingestiegen, um ihre Anforderungen und Erwartungshaltungen an ein neues SF6-freies Produkt herauszustellen. Genauso partnerschaftlich werden wir den Weg nun weiter bestreiten und den reibungslosen Übergang hin zu SF6-freien Produkten sicherstellen. Diese Art der Zusammenarbeit hat sich aus unserer Sicht sowohl für die Kunden als auch für uns als Hersteller bestens bewährt.

4) Was sind aus Ihrer Sicht die Auswirkungen der neuen Technologie auf den deutschen Energiemarkt?
Bei der neuen Technologie geht es nicht nur um die Vermeidung von SF6, sondern auch darum, die Digitalisierung durch den Einsatz von Sensorik, Messung und Automatisierung zu ermöglichen. Nicht umsonst nennen wir unsere neuen Lösungen auch „Digital Natives“. Den Kunden werden ganz neue Möglichkeiten der Netzführung und -transparenz aufgetan. Und das ist wichtig, denn die Verteilnetze müssen sich in Zukunft viel variabler an die Gegebenheiten anpassen, die sich aus der Integration erneuerbarer Energieerzeugung, Energiespeicherung und Elektromobilität ergeben.

5) Welcher Beitrag im Sinne der Klimaneutralität kann mit der neuen Technologie geleistet werden?
SF6 war und ist auch heute noch das beste dielektrische Medium für die Isolierung von Schaltanlagen, wenn es um Zuverlässigkeit und technische Leistung in allen Spannungsbereichen geht. Aber es ist mit einem GWP von 23.500 eines der stärksten Treibhausgase. Die neue Lösung für die 24kV-Verteilebene ermöglicht den kompletten Verzicht auf umweltbelastende Isoliergase durch den Einsatz von „industrial natural air“, mit einem GWP kleiner 1. Wir passen unsere Technologie an die künftigen Vorschriften an und setzen uns damit für Dekarbonisierung und Nachhaltigkeit ein.

6) Wie entwickelt sich die Nachfrage nach SF6-freien Lösungen Ihrer Meinung nach?
Wir werden uns den Kundenanforderungen und Bedarfen der nächsten Jahre anpassen. Der Markt wird wie immer zeigen, welche Lösungen nachgefragt werden und wie groß der Bedarf ist. Wir sehen bereits jetzt eine zunehmende Nachfrage der SF6-freien Lösungen im Bereich für Mittelspannungsschaltanlagen bis 24 kV, speziell im Jahr 2025. Höhere Spannungsebenen werden in den kommenden Jahren folgen.

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