Pressefächer Hagemeister

Wohnkomplex in Eindhoven besticht durch verschiedene Höhen und Farben
Bewohner trafen die Entscheidung für Klinker

Eindhoven, 11. Juni 2018. „Die Basis entscheidet mit“ – so lautete das Motto, nach dem die Wohnanlage Space-S in Eindhoven gebaut worden ist. Sieben Gebäude mit ausnahmslos Sozialwohnungen gruppieren sich um Grünflächen und bieten den Bewohnern alle Annehmlichkeiten des modernen Wohnens. Sechs davon zieren verschiedene Sortierungen des Klinkerwerks Hagemeister – ebenfalls auf Wunsch der Bewohner.

Geschichlich gesehen ist Eindhoven eine relativ junge Stadt. Erst 1232 wurden ihr die Stadt- und Marktrechte verliehen. Erst die industrielle Revolution und das Zusammenwachsen der vielen kleinen Dörfer sorgten für ihre heutige Form. Die Ansiedlung der Glühlampenfabrik Philips zog schließlich immer mehr Arbeitnehmer und deren Familien an. Das Philips-Werk steht heute an anderer Stelle in der Stadt – auf dem ehemaligen Werksgelände „Strijp-S“ entstand in den vergangenen Jahren ein neuer Stadtteil. Hier haben die Architekten des örtlichen Architekturbüros Inbo einen Wohnkomplex errichet, der nach dem „Bottom-up“-Prinzip realisiert wurde: Nicht allein der Bauherr oder der Architekt entscheidet, wie das Endprodukt aussieht – die späteren Bewohner hatten vielmehr vielfältige Vorschlags- und Mitspracherechte, unter anderem über Facebook und bei Design-Workshops.

Aktive Bewohnerschaft

Auf diese Weise wurde unter anderem entschieden, dass die verschiedenen Bewohnertypen – z. B. Senioren, Studenten, Behinderte – nicht nach Gebäuden separiert werden sollten. Jedes Gebäude bietet unterschiedliche Wohnungsarten, von einfachen Studentenwohnungen über Appartements bis hin zu großzügigen Lofts, in denen bunt gemischt verschiedene Alters- und Sozialgruppen wohnen. Insgesamt wurden so 402 Sozialwohnungen realisiert, deren Bewohner sich verschiedene Gemeinschaftsräume teilen. Die einzelnen Wohngebäude gruppieren sich dabei um begrünte Höfe, die zum Verweilen einladen, zudem können die Bewohner auf zwei Terrassen zurückgreifen, die sich auf den Dächern der Parkgaragen befinden. „Space-S ist seit einem Jahr bezogen und beweist jeden Tag: Es gibt eine aktive Bewohnerschaft, und die gemeinschaftlichen Einrichtungen werden intensiv genutzt“, sagt Projektarchitekt Aron Bogers von Inbo.

Klinker passt zur DNA des Ortes

Die Gebäudeteile an der Torenallee, die eine der Hauptachsen der Siedlung bildet, sind höher gehalten. Großzügige Eingänge prägen die Fassade und greifen den Charakter der übrigen Bebauung der Straße auf. Auf der Südseite sind die Bauten niedriger – hier wird die Verbindung zum Wohngebiet, das sich auf der anderen Straßenseite anschließt, deutlich. Die Entscheidung der Bewohner, bei fast allen Wohnhäusern Klinker als Fassadenmaterial zu wählen, war im Zuge der gemeinsamen Konzeptentwicklung gefallen: „Sie haben intensiv über die gewünschte Ausstrahlung der Gebäude nachgedacht. Sie sollte vor allem zur bestehenden DNA des Ortes – die industrielle Backsteinarchitektur von Strijp-S – passen“, so Bogers. Die einzelnen Baukörper durften sich unterscheiden, allerdings sollten sie auch als Ensemble erkennbar sein. „Das bedeutete, dass an den Fassaden kein wilder Klinkermix verwendet wird, sondern pro Gebäude eine Sortierung eines Produzenten, die sichtbar eine Steinfamilie formen“, erklärt Bogers.

Kohlebrandakzente bilden roten Faden

Die Sortierungen Lübeck GT, Liverpool GT, Rostock FU, Weimar HS, Farsund HS, Ruhrerde GT+FU und Gent FU machten am Ende das Rennen. Alle haben sie den Kohlebrand gemein, der sowohl dem einzelnen Stein als auch der Fassade als Ganzes eine rauhe und ursprüngliche Optik verleiht. Ruhrerde zum Beispiel besticht mit seinen warmen Brauntönen und dne Kohlebrand-Aufschmauchungen, die beinahe anthrazit-farben schimmern. Durch die zusätzliche Verarbeitung mit der Fußseite ergeben sich auch bei der Oberfläche feine Changierungen. Die Sortierung Farsund hingegen lockert den Komplex mit hellen Grau- und Weißtönen auf, die einen nordisch-rauen Charme einbringen und deren HS-Oberfläche unregelmäßige Kanten aufweist, die an den Manufakturcharakter traditioneller Handstrichziegel erinnern. Die verschiedenen Sortierungen ergeben laut Bogers eine Farbkomposition mit deutlichem Bezug der Gebäude zur Umgebung: „Erst von Nahem betrachtet offenbaren sich die Unterschiede“, erläutert Bogers, „Bei einem Block haben wir den Klinker mit der Fußseite verarbeitet, um die Fassade gelber erscheinen zu lassen, bei einem anderen nutzten wir einen helleren und längeren Klinker ohne Stoßfugen, sodass wir eine Fassadenansicht mit betonten Läuferfugen haben.“

Auszeichnung ist der Lohn

Die Arbeit von Bewohnern, Bauherren und Architekten hat sich gelohnt. Das Gebäudeensemble ist mit dem „Dirk-Roosenburg-Prijs 2017“ ausgezeichnet worden; zudem hat es den niederländischen Architektenpreis „BNA Bestes Gebäude 2018“ in der Kategorie „Lebensqualität und sozialer Zusammenhalt“ gewonnen und wurde dort auch mit dem Publikumspreis geehrt. Die Klinker-Sortierungen von Hagemeister wurden gekonnt eingesetzt und verleihen dem Komplex einen einheitlichen und gleichzeitig individuellen Look.

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