DIN 18531 bis 18535
Mehr Sicherheit bei der Abdichtung von Bauwerken

Minden, 8. Januar 2020. Die erstmalig 1983 erschienene und zuletzt 2011 überarbeitete Vorgängernorm DIN 18195 regelte Bauwerksabdichtungen lastfallorientiert in zehn Teilen. Dadurch wurde sie zunehmend träge und der Anspruch der Norm, die anerkannten Regeln der Technik darzustellen, war fragwürdig geworden. Hinzu kam die Überführung der bisherigen nationalen Stoffnormen in europäische Produktnormen, was eine Überarbeitung der alten Abdichtungsnorm so weit erschwerte, dass sie quasi nicht mehr zeitnah möglich gewesen wäre. Nun dient die DIN 18195 als reine Begriffsnorm, welche einheitliche Begriffe definiert, die für die gesamte Normenreihe gelten. Dies sorgt dafür, dass Missverständnisse und Fehlinterpretationen bei der Arbeit mit der Normenreihe vermieden werden. Die nunmehr seit 2 Jahren gültige bauteilorientierte Abdichtungsnormenreihe DIN 18131 bis 18135 erleichtert die Planung und Ausführung in vielerlei Hinsicht. Die Mitglieder in den Arbeitsausschüssen der jeweiligen Bauteilnormen können effizienter arbeiten und die anerkannten Regeln der Technik finden die angestrebte Berücksichtigung. Planer und Ausführer haben dadurch die Sicherheit, dass ihre Arbeit möglichst auf bewährten und aktuellen Regeln aufbaut. Die Bauteilorientierung, eine anwenderfreundliche Strukturierung und Gliederung, sowie die Einführung von Klassifizierungsmöglichkeiten führen zu einer besseren Handhabung und Anwendung der neuen Normenreihe für dessen Nutzer. Zugleich erleichtert es die Aufnahme neuer Technologien und Stoffe.

Die aktuelle Abdichtungsnormenreihe DIN 18531 bis 18535 ist interessant für Planer und Ausführende, welche sich mit der Abdichtung von Bauwerken befassen. Gewerke-übergreifende Schnittpunkte stellen eine besondere Herausforderung für Planer dar, bei deren Lösung es auf die Zusammenarbeit aller Beteiligten ankommt. Aus diesem Grund ist die Abdichtungsnormenreihe zugleich an jene adressiert, welche sich mit der Gesamtplanung und Ausführung von Bauwerken und deren Bauteilen befassen sowie an Sachverständige, die sich mit dem Thema der Abdichtung von Bauwerken auseinandersetzen.

Sicherheit bei der Planung mit der DIN 18531 bis 18535

Die bauteilbezogenen Einzelnormen sind untereinander klar abgegrenzt und werden jeweils durch einen eigenständigen DIN-Arbeitsausschuss bearbeitet. Dadurch ist eine schnellere Anpassung an die technische und stoffliche Weiterentwicklung und damit eine sicherere Grundlage zum Planen möglich. Planer sind auf der Suche nach einer Abdichtungsbauart, die ihre Funktion während der vorgesehenen Nutzungsdauer sicher erfüllt, quasi ausreichend zuverlässig ist. Durch die Einführung eines Klassifizierungssystems haben Planer und Ausführende nun ein Hilfsmittel an die Hand bekommen, um anwendungsbezogen planen zu können. In Form von Tabellen werden die Randbedingungen des konkreten Anwendungsfalles z.B. Beanspruchungs-, Anwendungs- und Einwirkungsklassen zugeordnet, auf deren Basis die Wahl einer passenden Abdichtungsbauart stattfinden soll. Planer haben die Sicherheit, dass nur Stoffe in den Normen aufgenommen sind, die sich langjährig in der Praxis bewährt haben.

Zuverlässigkeit bei der Wahl der Abdichtungsbauart

In erster Linie geht es darum, dass eine Abdichtungsbauart ausgewählt wird, welche ihre Abdichtungsfunktion unter festgelegten Randparametern innerhalb der vorgesehenen Nutzungsdauer möglichst zuverlässig erfüllt. Abdichtungen weisen allerdings sowohl untereinander als auch unter verschiedenen Anwendungssituationen und Randbedingungen unterschiedliche Grade der Zuverlässigkeit auf und sind damit nicht immer gleichwertig. Daher benötigt es einen sachkundigen Fachplaner, welcher die Eignung einer Abdichtungsmaßnahme für den vorgesehenen Anwendungsfall beurteilen und auf der Grundlage einer fundierten und begründeten Entscheidung auswählen kann. Innerhalb der Normenreihe werden Planern normative und informative Regelungen zur Bewertung der Zuverlässigkeit zur Verfügung gestellt, auf deren Basis eine fundierte und begründete Entscheidung über die Wahl einer Abdichtungsbauart möglich wird. Der informative Anhang beinhaltet Zuverlässigkeitskriterien, an denen der Planer sich orientieren kann, aber nicht muss.

Stoffe, welche nicht durch die Normenreihe geregelt werden, müssen vor der Aufnahme in die Regelwerke ein einheitliches Verfahren durchlaufen und sich für einen langen Zeitraum bewähren. Gleichzeitig werden bereits bewährte und geregelte Stoffe hinterfragt und, wenn sie z.B. technologisch überholt sind, aus den Regelwerken ausgeschlossen. Damit nimmt das Thema Sicherheit und Zuverlässigkeit eine ganz wesentliche Rolle in den Regelwerken ein.

Berücksichtigung von Wirtschaftlichkeitskriterien bei der Planung

Die Zuverlässigkeit einer Abdichtung hängt unter anderem von der geplanten Nutzungsdauer ab, innerhalb dessen sie ihr Schutzziel zu erfüllen hat, nämlich den Eintritt von Wasser oder Feuchte in das Bauteil und die dahinter befindlichen Räume zu verhindern. Die geplante Nutzungsdauer wiederum wird beeinflusst durch Wirtschaftlichkeits- und Dauerhaftigkeitskriterien, dessen Bewertung möglichst in einem frühen Stadium einer Planung stattfinden sollte. Auf der anderen Seite ist die tatsächliche Nutzungsdauer einer Abdichtung abhängig von ihren Eigenschaften sowie von ihrem jeweiligen Anwendungsfall. Die Entscheidung über die geplante Nutzungsdauer ist daher vom Planer in Abstimmung mit dem Bauherrn für jeden Planungsfall festzulegen. Dabei sollte die Aufklärung und die Sensibilisierung der Bauherren über die Bedeutung der Zuverlässigkeit, der Dauerhaftigkeit und des Lebenszyklus einer Abdichtungsbauart einen hohen Stellenwert bei der Beratung einnehmen und als Wirtschaftlichkeitskriterium herangezogen werden.

Potenziale des Klassifizierungssystems

Durch die Einführung eines Klassifizierungssystems wird den Planern eine erhöhte Verantwortung bei der Beratung des Bauherrn zur Auswahl einer geeigneten Abdichtungsbauart übertragen.

Somit werden die Interessen und Anforderungen des Bauherrn bei der Entscheidung über die Wahl der Abdichtung berücksichtigt. Generell wird dadurch das Konfliktpotential bei der Planung und bei der Ausführung reduziert.

Das Klassifizierungssystem bewährt sich immer dann, wenn eine Planungssituation systematisch erfasst werden soll. Wenn die Einwirkungen auf das Bauteil, die Anforderungen an die Abdichtung und die vorgesehene Nutzung bekannt sind, kann durch die Zuordnung der Planungsparameter in Klassen eine den Ansprüchen des Bauherrn gerechte Abdichtungsbauart ausgewählt werden, mit der diese Ansprüche mit einer möglichst hohen Zuverlässigkeit erfüllt werden.

Zuverlässigkeitskonzept als Bewertungsgrundlage

Das Zuverlässigkeitskonzept bewährt sich dann, wenn die Randparameter zur Planungssituation bekannt sind und Abdichtungsbauarten bewertet werden sollen, um sie untereinander abzuwägen und die passende Abdichtung auszuwählen. So kann dem Bauherrn eine Bewertungsgrundlage vorbereitet werden, auf dessen Basis dieser seine Entscheidung fällt.

Bedeutung der aktuellen DIN-Normenreihe für den Einsatz von Flüssigkunststoff als Abdichtungsmaterial

Bis zur Einführung der aktuell gültigen DIN-Normenreihe 18531-18535 waren Flüssigkunststoffe verwendbar, wenn deren Anwendung in den jeweiligen Teilen der DIN 18195 geregelt war. Und dies war bei Flüssigkunststoffen bis dato nicht der Fall. Viele Jahre lang konnten Flüssigkunststoffe auf der Grundlage von bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnachweisen erfolgreich eingesetzt werden und haben sich in der Praxis mit zahlreichen Referenzobjekten bewährt. Im Rahmen der Erarbeitung der aktuell gültigen Normenreihe wurden daher erstmalig Flüssigkunststoffe nach einem einheitlichen Verfahren in den Regelwerken aufgenommen und sind gleichwertig zu anderen normativ geregelten Abdichtungsmaterialien anzusehen. Durch das einheitliche Verfahren zur Aufnahme sogenannter neuer Stoffe soll sichergestellt werden, dass die aufgenommenen Stoffe sich bewährt haben und ausreichend zuverlässig sind. Somit erlangen die bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnachweise die Qualität einer anerkannten Regel der Technik und es ist keine gesonderte Zustimmung mehr erforderlich.

Aktueller Stand in der Zielumsetzung

Folgende Ziele wurden bei der Erarbeitung der aktuell gültigen Normenreihe fokussiert:

– Bessere Handhabung für Planer und Auszuführende
– Effizientere Arbeit in den Arbeitsausschüssen
– Dadurch bessere Anpassung an Veränderungen bzw. Aufnahme neuer bewährter Stoffe und Technologien
– Bestrebung, die anerkannte Regel der Technik darzustellen
– Hilfe bei der Wahl einer Abdichtungsbauart durch Einführung eines Klassifizierungssystems
– Klare Abgrenzung der Regelungsbereiche der Normen untereinander und Vermeidung von Widersprüchlichkeiten und Fehlinterpretationen

Dies wurde durch eine einheitliche Strukturierung und Gliederung, die Orientierung der Normen nach Bauteilen sowie die Einführung einer Begriffsnorm, eines Klassifizierungssystems, eines Zuverlässigkeitskonzepts und durch die Einführung eines einheitlichen Verfahrens für die Aufnahme neuer Stoffe grundsätzlich erreicht. Durch die tägliche Beratung von Planer kann festgestellt werden, dass die Abdichtungsnormenreihe sich als maßgebendes Regelwerk für die Abdichtung von Bauwerken immer stärker durchsetzt und von Planern umfangreich genutzt wird. Für eine vollständige Etablierung und Bekanntheit der Normenreihe bedarf es allerdings einen längeren Zeitraum. Darüber hinaus sind zwischenzeitlich Kommentarbänder zu den DIN-Normen 18531-18533 entstanden, um Planer besser in die Lage zu versetzen, die Normen entsprechend ihrer Bestimmung anzuwenden.

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