Horizontalität mit Dachterrasse
Bürogebäude besticht durch dunkle Fassade und helle Bänder
Ahaus, 11. Juni 2018. Direkt an der Grenze zu den Niederlanden liegt die kleine Stadt Ahaus. Wer es ländlich mag, ist hier richtig: Rund 80 % der Stadtfläche bestehen aus Wald- und Landwirtschaftsflächen. Die Innenstadt ist urig und besticht durch kleine Gassen – Highlight ist das Schloss Ahaus, das direkt an die Innenstadt grenzt und ein Ausflugsziel für Touristen und Einheimische zugleich ist. Nicht weit vom Schloss hat eine Steuerberater-Gemeinschaft ihren neuen Firmensitz errichtet. Die Fassade des langgezogenen Gebäudes ziert Hagemeister-Klinker in den Sortierungen Liverpool und Weimar.
Bereits um 1030 wurde der Adelssitz „Haus an der Ah“ erwähnt. Über die Jahrhunderte mauserte er sich zu einer kleinen Gemeinde, deren Edelleute schließlich eine Burg errichteten. 1688 war diese jedoch aus der Mode gekommen und wurde abgerissen – an ihre Stelle trat ein Barockschloss, das nach seiner Zerstörung im 2. Weltkrieg wieder aufgebaut wurde. Heute ist dort unter anderem ein Schulmuseum untergebracht, dass die Lern- und Lehrmethoden der letzten 100 Jahre zeigt. In der angrenzenden Innenstadt reihen sich kleine, meist 2- bis 3-geschossige Häuser aneinander, deren Fassaden zumeist aus rotem Klinker bestehen und ihr so einen gemütlichen Charakter verleihen.
Baukörper soll sich in Umgebung einfügen
Rund um die Innenstadt sind Wohnviertel angesiedelt, die den dörflichen Charakter der Innenstadt aufgreifen. Die Schorlemerstraße ist eine typische Ausfallstraße: Am Beginn beherrscht Wohnbebauung das Bild, weiter stadtauswärts haben sich verschiedene Gewerbe angesiedelt. Direkt in diesem Übergang von Wohnen zu Handel hat eine Steuerberater-Gemeinschaft auf einem langgezogenen Grundstück ihr neues Bürogebäude errichtet. Die Ausrichtung des Grundstücks sei auch die besonders anspruchsvolle Aufgabe gewesen, die es bei der achitektonischen Planung zu lösen galt, sagt Architekt Tobias Mauritz, Geschäftsführer bei Weitkamp + Partner: „Die Herausforderung war, einen gelungenen Baukörper auf dem eher langgestreckten Grundstück zu schaffen, der sich perfekt in die nähere Umgebung einfügt.“
Dachterrasse für die Sommermonate
Diese Einfügung gelang, indem die Architekten das Gebäude zwar ebenfalls langgezogen realisierten, dabei jedoch zwei Gebäudeschiffe entwarfen, die in ihrer Höhe unterschiedlich waren. Der vordere Teil verfügt über zwei Geschosse, der hintere steht leicht versetzt und beherbergt drei Geschosse. So entsteht auf dem vorderen Teil eine großzügige und leicht zugängliche Dachterrasse, auf der die Mitarbeiter im Sommer auch ihre Pausen verbringen können.
Massiver und standfester Charakter
Das Bürogebäude besticht durch seine zeitlose wie auch moderne Materialwahl. Der Eingangsbereich ist mit hochwertigen, hellen Holz-Kunststoff-Wandpaneelen gearbeitet und wirkt dadurch einladend und offen. Die Fassade stellt eine Schnittstelle zwischen traditioneller Bauweise und der neuen Bebauung auf der Schorlemerstraße dar, zudem greift der Einsatz von Klinker die vorhandenen Ziegelfassaden auf, die Ahaus prägen. Die in satten Brauntönen changierende Sortierung Liverpool mit anthrazit-farbenen Kohlebrand-Aufschmauchungen gibt dem Neubau einen massiven und standfesten Charakter. Fassadenbänder, die mit der hellen, cremefarbenen Sortierung Weimar HS gearbeitet worden sind, strecken das Gebäude optisch und verleihen ihm eine klare horizontale Gliederung, die das moderne Erscheinungsbild unterstützt. Verstärkt wird diese streckende Wirkung durch das Sonderformat des Steins der Liverpool-Sortierung mit einer Länge von 365 mm. Vorlage dafür war der ebenfalls vom Klinkerwerk Hagemeister gelieferte Stein des nahe gelegenen Kulturquadrats Ahaus, der ebenfalls die gleiche Länge besitzt. „Wichtig war es, dem Bau eine zeitlose, aber moderne Formensprache zu geben, sodass die Materialauswahl auf einen wertigen, aber zurückhaltenden Klinker fiel“, erklärt Tobias Mauritz. Mit den beiden Klinkersortierungen Liverpool und Weimar ist ein spannendes und zugleich harmonisches Wechselspiel geschaffen worden, das die Fassade leben lässt und sich gleichzeitig perfekt dem Grundstück und der näheren Umgebung anpasst.
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