Focus Filmtheater belebt verschollene, historische Gasse
Klinker schlägt Brücke zur städtischen Architektur
Nottuln, 11.02.2019. Ein Spaziergang durch die niederländische Stadt Arnheim ist wie eine Reise in längst vergangene Zeiten – hier eine verwinkelte Gasse mit Kopfsteinpflaster und ein Haus aus dem 14. Jahrhundert, dort ein Renaissancebau und ein Tor aus der alten Stadtbefestigung. Doch nicht nur historisch hat die Stadt in der Provinz Gelderland einiges zu bieten. Auch für Kulturbegeisterte gibt es hier einiges zu entdecken. Ein Highlight ist das neu entworfene Focus Filmtheater, welches neben der Eusebiuskirche städtebaulich geschickt ins Stadtzentrum eingefügt wurde. Als Besonderheit hat das niederländische Architekturbüro DP6 architectuurstudio in den Neubau eine verschollene historische Gasse integriert, die als transparentes Element die Sicht auf den Kirchturm freigibt. Mit den Hagemeister-Sortierungen Liverpool GT + FU, Holsten GT sowie Meißen BA suchte Projektarchitekt Robert Alewijse Anschluss an die klassische Architektur der Innenstadt.
Das Delfter Büro DP6 architectuurstudio entwarf den Neubau des Focus Filmtheater als einen lebendigen Treffpunkt in der Arnheimer Innenstadt. Fünf Kinosäle, wovon einer auch als Theater genutzt werden kann, laden die Zuschauer zum entspannten Filmabend ein. Ein Grand Café sowie Lehrräume runden den Neubau ab.
Theaterbau belebt vergessene Gasse
Das neue Focus Filmtheater steht direkt neben dem Wahrzeichen der Stadt Arnheim, der markanten spätgotischen Eusebiuskirche. Vor dem zweiten Weltkrieg wurde das Gebiet rund um die Kirche bebaut. Hierzu gehörte auch eine Gasse auf dem Gelände des neuen Filmtheaters: de Torensteeg. Das Architekturbüro brachte diese als strukturierendes Element in den Neubau zurück, indem der Verlauf dieser in eine gläserne Passage umgewandelt wurde. „Der ‚Nieuwe Torensteeg‘ teilt das Volumen des Filmtheaters in zwei Teile. So fügt sich der Neubau in den Maßstab der Innenstadt ein und vom Platz vor dem Filmtheater aus bleibt die Sicht auf die Kirche erhalten“, erzählt Projektarchitekt Robert Alewijnse. Der Blick auf den Turm spielt auch im Gebäude selbst eine wichtige Rolle; von der großen öffentlichen Treppe, die zu den Kinosälen führt, ist der Turm durch das Glasdach durchgehend sichtbar.
Detailreiches Mauerwerk
Die Gebäudehülle des Focus-Filmtheaters besticht durch seine hohe, gläserne Sockelleiste mit detailreichem Mauerwerk darüber. Passend zur städtebaulichen Struktur wurden die Fassaden mit den Hagemeister-Sortierungen Liverpool GT + FU sowie Holsten GT verklinkert. „Wir haben nach einem Klinker mit einer schönen, zur Stadt passenden Farbe gesucht, der dieselbe Lebendigkeit der historischen Klinker in der Stadt widerspiegelt. Wir präferierten einen Stein, der sich zwischen den Merkmalen straff und nicht straff bewegt. Kein Handformklinker, aber schon einen Ziegel, mit dem wir in den großen Klinkerflächen die Tiefe und Lebendigkeit umsetzen konnten, die wir vor Augen hatten“, erklärt Alewijnse. Am niedrigeren Baukörper des Filmtheaters, der besonders duch die Reliefierung mit einer horizontal verlaufenden Klinkerbänderung besticht, wurden die Fassaden mit der Hagemeister-Sortierung Liverpool GT + FU realisiert. Der dunkelbraune, kohlegebrannte Klinker mit besandeter Fußseite wurde sowohl mit der Vorder- als auch mit der Rückseite verarbeitet. An dem oberen Baukörper mit runden Fenstern und Fensterstürzen kam der warm-rote, kohlegebrannte Klinker der Sortierung Holsten GT zum Einsatz.
Reminiszenz an umliegende Architektur
DP6 referiert mit den Fassaden des Filmtheaters an die umliegende Klinkerarchitektur. Das Projekt verbindet sich mit Elementen, die in der Arnheimer Innenstadt vorkommen. Die Stadt hat viele klassische Einzelhandelsgeschäfte mit hohen Ladenfassaden; hohe Fronten findet man auch im Filmtheater wieder. Die historischen Geschäfte weisen zudem verklinkerte Fassaden auf. Diese sind häufig mit runden Fenstern versehen, die in ein detailreiches, gemauertes Rautenmuster eingefasst sind. Ein typisches Motiv, das vor allem von vielen Architekten in der Nachkriegszeit in ihren Entwürfen aufgegriffen wurde. „Wir haben diese typische Ornamentik im Filmtheater erneut angewendet. So entstanden Klinkerfassaden mit reichen Details, die traditionelles Handwerk und eine warme, klassische Qualität ausstrahlen“, erläutert Alewijnse. Die Fassaden sind im wilden Verband und Kreuzverband mit zurückliegenden Fugen gemauert worden. Mit der Sortierung Meißen an der Rückseite des Filmtheaters wurde eine Brücke zu den Stadtvillen geschlagen, die zwischen dem Filmtheater und der Eusebiuskirche gebaut werden.
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