Ein Gruß zum Flughafen Tempelhof
Helle Klinkerfassade trägt die Vergangenheit in die Gegenwart
Nottuln, 05. Dezember 2018. Wo 2008 noch fast 37.500 ankommende und abgehende Maschinen hohe Lärmpegel verursachten und so den Anwohnern den letzten Nerv raubten, ist heute ein grünes Refugium entstanden. Als eine der größten innerstädtischen Freiflächen der Welt zieht der ehemalige Flughafen Tempelhof in Berlin Aktive und Erholungssuchende gleichermaßen an. Mit der Umnutzung hat das gesamte Viertel eine Aufwertung erfahren. Dementsprechend zieht es immer mehr Bürger und Unternehmen dorthin, und auch die letzten Baulücken werden zusehends geschlossen. Eine davon hat der Gebäudekomplex „Neue Freiheit“ am Columbiadamm belegt. Neben Gewerbeflächen bietet der Neubau 63 Eigentumswohnungen gehobenen Standards. Dieser findet neben einer exklusiven Ausstattung auch in der Klinkerfassade Ausdruck. Die hellen Steine aus dem Klinkerwerk Hagemeister schlagen mit ihrer Farbe und Materialität die Brücke zwischen moderner Architektur und der historischen Umgebungsbebauung.
In Berlin-Tempelhof ist einiges los: Der dem Ortsteil den Namen gebende, 2008 stillgelegte Flughafen ist heute ein beliebtes Parkgelände. Inline-Skater sausen über die ehemaligen Start- und Landebahnen, Picknicker verweilen auf den großzügigen Rasenflächen, Kinder lassen Drachen steigen. Unweit davon geben in den beiden Veranstaltungsorten Columbiahalle und Columbiatheater internationale Rock- und Popstars Konzerte. Und schließlich ist die nahe Bergmannstraße eine beliebte Flaniermeile mit inhabergeführten Geschäften und trendiger Gastronomie. Inmitten dieses lebendigen urbanen Raums ist am Columbiadamm die „Neue Freiheit“ nach einem Entwurf des örtlichen Büros Gewers Pudewill Architekten entstanden. Der Wohn- und Gewerbebau besticht durch eine moderne Architektur, die gleichzeitig dem historischen Stadtbild Respekt zollt.
Zwei Teile eines Ganzen
Der siebengeschossige Wohnbau mit einer Bruttogeschossfläche von 9.222 m² verläuft parallel zur Straße, der mit 2.782 m² auf drei Etagen erheblich kleinere Gewerbebau steht im rechten Winkel dazu. Er dient als Schall- und Sichtschutz zum begrünten Innenhof hin. Beide Gebäudeteile sind durch ein durchgehendes Sockelgeschoss miteinander verbunden, die Fuge zwischen den beiden Bauteilen auf der Südwestseite lässt sie dennoch klar als einzelne Baukörper wahrnehmen. Zudem gewährt sie Lichtdurchlässigkeit zum Hof mit Spielplatz und Ruhezonen. „Materialität, Farbigkeit und Traufhöhe tragen der Umgebungsbebauung Rechnung“, erläutert der Projektarchitekt Alexander Mendelsohn. Dazu gehört auch die helle Klinkerfassade, die mit der Hagemeister-Sortierung „Bergheim“ im Wilden Verband realisiert wurde. Die sandfarbene Tönung der Ziegel erinnert an den Naturstein aus Tengener Muschelkalk, der die Tempelhofer Flughafengebäude schmückt. Während das Mauerwerk des Wohnbaus aus „Bergheim GT“-Steinen von sehr feiner, ebenmäßiger Struktur besteht, sind diesen am Gewerbebau Steine des Modells „Bergheim FU“ beigemischt. Durch die wechselseitige Verarbeitung der Klinker an diesem Gebäudeteil entsteht eine spannende Struktur, die eine subtile Differenzierung zwischen Wohnen und Arbeiten schafft, ohne aber das einheitliche Gesamtbild zu beeinträchtigen.
Leichtigkeit für den großen Baukörper
Die Verschiebung des Obergeschosskubus gibt dem mächtigen Wohnbau Dynamik. Durch das großflächig verglaste erste Obergeschoss entsteht eine schwebende Wirkung der darüber liegenden Etagen. Die gelochten Blechelemente für den Sichtschutz und die Brüstung an den Loggien und Dachterrassen lockern mit ihrer Semitransparenz die Fläche weiter auf. Die große Klinkeroberfläche wirkt dank des besonders schmalen Formats (290 x 115 x 40 mm) des hellen Ziegels nicht zu wuchtig. Im Wilden Verband gemauert, gibt es der Gebäudehülle Eleganz und Ruhe. Der Komplex wirkt in dem belebten Umfeld trotz seiner Größe und der ungewöhnlichen Silhouette ausgesprochen unaufgeregt. Bei der Findung des passenden Steins stand das Klinkerwerk den Architekten mit Rat und Tat zur Seite: „Die Bemusterung und Bereitschaft zum Sonderformat war seitens Hagemeister sehr gut“, erinnert sich Mendelsohn.
Eine architektonische Annäherung
Der Gebäudekomplex „Neue Freiheit“ ist unverwechselbar und fügt sich doch in das Stadtbild ein. „Er verbindet die Vergangenheit mit der Zukunft und bildet einen Schlussstein in der Entwicklung auf dieser Seite des Columbiadamms“, schließt Mendelsohn. Mit der Fassade aus Ziegel wird nicht zuletzt der hohe Standard der 63 Wohneinheiten, zu dem beispielsweise Eichenholz-Parkett, großzügige Raumhöhen von 2,80 m und, für die Etagen zwei bis fünf, nach Süden ausgerichtete Loggien gehören, nach außen getragen. Das Gesamtkonzept wurde bei den German Design Awards 2018 mit einer „Special Mention“ bedacht.
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