Pressefach Hagemeister
Ruhevolles Wellenspiel
Backsteinarchitektur mit Klinkern von Hagemeister neu interpretiert
Hertogenbosch, 24. November 2014. Leichte Wellenbewegungen der Fassaden prägen das Bild des neuen Bürobaus “La Façade” am Bahnhofsplatz des niederländischen Hertogenbosch. Harmonisch fügen sich die beiden Gebäuderiegel in die moderne Bahnhofsumgebung ein und nehmen gleichzeitig Bezug auf die Größenverhältnisse und die Atmosphäre der umliegenden Villenbebauung aus dem 19. Jahrhundert. Dies gelingt dem Eindhovener Architekturbüro diederendirrix mit einer verspielten Wiederinterpretation historischer Backsteinarchitektur. Eigens für dieses Projekt entwickelter Hagemeister-Klinker der Sortierung „Genua“ lässt mit schräg verlaufenden Frontflächen Wellungen in den Außenwänden entstehen und verleiht den Fassaden Leichtigkeit in ihrem urbanen Umfeld.
Ziel der Entwurfsaufgabe war “La Façade”, in eine Umgebung mit zwei Gesichtern einzugliedern. Am „Den Bosschen“ Bahnhofsplatz befindet sich das Bahnhofsgebäude aus dem Jahr 1998, das von modernen Bürobauten flankiert ist. In Richtung der Innenstadt verändert sich das städtische Gewebe, wird traditionell und historisch. Hier überwiegt eine repräsentative Villenbebauung des 19. Jahrhunderts mit charakteristisch gemauerten Fassaden und Verzierungen in Form von Mauervorsprüngen, Zier-Regenrinnen, Leisten und versetzen Wandelementen. Auf der Grenze dieser Architekturwelten präsentiert sich “La Façade”. Die Bürogebäude füllen buchstäblich eine Lücke, die viele Jahre im Straßenbild am Bahnhofsplatz klaffte.
Diese Lücke im Erscheinungsbild des Platzes hatte zudem eine sehr widerspenstige Grundstücksform: Auf der extrem spitz zulaufenden Fläche, die von einer Straße mit viel Busverkehr geteilt wird, sollte ein Bauwerk entstehen, das einen logischen Abschluss des Bahnhofsplatzes bildet. „Eine wichtige Frage war, wie man vom Maßstab und dem Zuschnitt her einen derartigen Baukörper formen kann, so dass insgesamt wieder ein Platz entsteht”, erläutert Rob Meurders. Die Planung sah vor, das städtische Gewebe zu vervollständigen. „Wir haben hier einen Schnitt hergestellt, indem wir zwei neue, starke, moderne Baukörper platziert und zugleich den Genuis Loci durchklingen lassen haben. Letzteren auf eine zeitgemäße Weise, mit innovativ geschwungenem Mauerwerk, das auf die Historie zurückgreift”, beschreibt der Architekt die Entwurfsidee.
Dieser Schwung in den Außenwänden ergibt sich aus den Wellen im Mauerwerk der beiden Bürogebäude. „Die ursprüngliche Planung sah vor, einen Baukörper aus Klinker zu formen, den wir ganz speziell modellieren können. Ein Gebäude aus einem Guss”, sagt Rob Meurders. Für die Umsetzung war laut des Planers Klinker das ideale Fassadenmaterial: „Nicht allein aufgrund der historischen Referenz, sondern auch, weil wir mit diesem Material die Vorstellung einer Fassade aus einem Stück umsetzen konnten.“
Die Fassaden von „La Façade“ interpretieren die Wandprofile des 19. Jahrhunderts neu. Allerdings erhält die Gebäudehülle hier eine extra dekorative Ebene. Die Steine der Klinkersortierung “Genua” haben über die gesamte Länge schräg verlaufende Flächen. Das Klinkerwerk Hagemeister fertigte den homogenen, orangeroten Klinker eigens für dieses Projekt. „Das Relief der Wand ergibt sich aus den unterschiedlichen Tiefenmaßen. All die Wellenbewegungen, die man in der Fassade sieht, sind mit dem schräg verlaufenden Klinker realisiert worden. Die Wellenbewegungen sorgen dafür, dass der homogen gefärbte Stein an den Giebeln kräftige Schlagschatten in allen Farbnuancen wirft”, erklärt der Architekt. Um das Fassadenprofil zu schärfen, haben die Architekten die streng gegliederten Fenster mit deutlich hervortretenden Rahmen aus dem Mauerwerk akzentuiert.
Schmale Lagerfugen und fehlende Stoßfugen unterstreichen das verspielte Fassadenbild des Bürobaus und betonen die lineare Wirkung des im Wilden Verband gemauerten Steines zusätzlich. Die Verklebung im Dünnbettmörtel erlaubt ein sehr schmales Maß der Fuge, das von herkömmlichen zwölf Millimeter auf nur sechs Millimeter reduziert werden konnte.
Eine Besonderheit im Mauerwerk von „La Façade“ bilden die Ecksteine. „Wir haben 80 verschiedene Formsteine verwendet, da jede Ecke eine andere Neigung hat. Diese Steine sind fertig vorgeschnitten und geklebt. Für jede Form hat das Klinkerwerk eine eigene Matrize gefertigt. Bei dieser Fassade haben wir es mit großen statischen Einwirkungen auf das Mauerwerk zu tun. Eine gute Mauerwerkverankerung war somit unsere große Aufgabe”, erklärt Rob Meurders.
Neben der ästhetischen Nachhaltigkeit von „La Façade“, spielt auch die ökologische, ökonomische und energetische Nachhaltigkeit eine große Rolle. Dafür ist das Gebäude mit dem Zertifikat BREEAM-NL *** Very Good ausgezeichnet worden. BREEAM berücksichtigt bei der Bewertung den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes.
(4.700 Zeichen)
Projektdaten
- Architektur/Entwurf: diederendirrix architecten, Eindhoven
- Projektarchitekt: Rob Meurders
- Auftraggeber: Heijmans Vastgoed, Rosmalen
- Auftrag: 2883 m2 Bürogebäude
- Klinker: „Genua“ NF (240x115x71) + Formsteine
- Gemauerte Fassadenfläche: ca. 2000 m2
Zitat
„Die ursprüngliche Entwurfsidee sah vor, einen Baukörper aus Klinker zu formen, den wir ganz speziell modellieren können. Ein Gebäude aus einem Guss.” Rob Meurders, diederendirrix architecten, Eindhoven